Dr. Steffen de Sombre präsentierte Generationenspezifische Informations- und Kommunikationskulturen. Insgesamt verengt sich das Interessensspektrum der unter 30 Jährigen und nähert sich dem Bevölkerungsdurchschnitt an (pdf S.4). Der Fakt der Interessensverengung tritt in anderen Altersgruppen nicht zu Tage. Speziell bei denjenigen unter 30 Jährigen, die Onlinemedien ohne Printmedien nutzen, wird das Internet zur Scheuklappe (pdf S.6).
Spannend dabei ist auch, dass Printnutzung die offensichtlich stärker beeinflussende Variable im Vergleich zu Schulbildung und gesellschaftlich-wirtschaftlichem Status ist (pdf. S.7).
Zudem ist die Bildorientierung („finde Texte ohne Bilder langweilig“) bei den unter 30 Jährigen besonders stark ausgeprägt (pdf S.10). Besonders stark ist die Verstärkung dieser Ausprägung bei jungen Zielgruppen mit einfacher Schulbildung zu erkennen (pdf S.11).
Einen dazu passenden interessanten Aspekt zeigte Gerhard Faehling von COMsulting: die spezielle AWA Zielgruppe der Innovatoren differenziert nach der gemeinsamen Nutzung von Print und Online gegenüber der jeweils lediglich ausschließlichen Nutzung eines der beiden Medien deutlich aus: Der Anteil von Innovatoren in der in beiden Medien aktiven Gruppe ist mit 35% mehr als doppelt so groß als in den beiden Ausschließlichkeitsvarianten (nur Online: 11%, nur Print 14% – pdf S.11 unten).
Geht das bloße Wort in der jungen immer stärker das Onlinemedium nutzende Generation unter? Hier besteht für mich eine denkwürdige Diskrepanz im Lesen und Schreiben. Denn geht die Lesenutzung von Wörtern ohne Bilder auch zurück, verstärkt sich gerade diese Wort-ohne-Bild-Kommunikation in aktiver Verwendung. Man denke an die mobilen und onlinebasierten und damit jungen Kommunikationsarten SMS, E-Mails, Chats, Instant Messaging und die Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook oder meinVZ. Gerade in den jungen Zielgruppen unter 30 Jahren fällt die Zustimmung zu „Gut, dass man sich bei der Kommunikation im Internet nicht sehen kann“ mit etwa einem Viertel deutlich höher aus als in anderen Altersgruppen (pdf Dr. de Sombre S.17).
Ein weiterer hochinteressanter Aspekt zeigt auf, dass sich die Kommunikation in den jungen Zielgruppen aufspaltet. Denn wie ältere Zielgruppen auch halten auch junge Menschen den Kommunikationskanal Internet für deutlich weniger geeignet als persönliche Gespräche, wenn es um wichtige Dinge oder menschliches Näherkommen geht (pdf Dr. de Sombre S.20). „Ernste“ Kommunkation wird also nach wie vor lieber im direkten Kontakt betrieben. Lockeres eher unverbindliches in-Verbindung-bleiben („stay connected“) dagegen wird im Internet und auf mobilen Geräten betrieben.
Diese Trennung von ernster und unverbindlicher wird durch die neu entstandenen Kommunikationskanäle sehr deutlich und explizit. Interessant wäre ein Forschungsprojekt zur Frage, inwieweit sich diese Verdeutlichung, wie ernst eine Kommunikation ist, im Verhalten der Jugendlichen niederschlägt.
Das auch das von mir als unverbindliche Kommunikation beschriebene In-Verbindung-bleiben sozialen Druck erzeugt, zeigt sich in den Antworten auf die Frage der Akzeptanz der Handynutzung während eines Gesprächs: In den Altersgruppen bis 30 Jahren wird dieses Verhalten weit umfangreicher – knapp von jedem zweiten – akzeptiert als in anderen Altersgruppen (pdf Dr. de Sombre S.25f).