Eli Pariser bei einer TED Veranstaltung zum Thema Beware online „filter bubbles“.
Er stellt fest, dass Interessen filternde Algorithmen das Blickfeld einengen. Auch die Zeit 26/2011 vom 22.6.2011 setzt sich auf S.37 mit dem Thema auseinander (noch? nicht online verfügbar).
Man könnte den Effekt auch Informationsverflachung nennen. Kreativität lebt vom „nicht Angepassten“. Das heißt, Ideen entstehen (mindestens sehr viel eher) bei einem Musterbruch. Genau das aber verhindern die google’schen oder facebook’schen Algorithmen. Sie erzeugen einen Fluss des langweilig Bekannten, Angepassten, der Kreativität und Ideentum über kurz oder lang ruiniert.
Mir ist es nicht gelungen, in Facebook ein zu entfernendes Häkchen zu finden, die diesen Algorithmus abschaltet :-( Bei Google können Cookielöschung und (so merkwürdig es klingt) das eingeloggte Suchen Abhilfe schaffen. Denn nur mittels Registrierung kann man die Art des Suchens manipulieren.
Diese Algorithmen unterstellen, dass der bestehende Blickwinkel der persönlich „richtige“ ist. Doch selbst für das einzelne Subjekt lässt sich derartige Objektivität nicht aufrecht erhalten. Schon allein das heraklit’sche panta rei zeigt, dass etwas, was heute stimmt, das Richtige ist, morgen nicht unbedingt stimmen, das Richtige bleiben muss.
Man hüte sich daher vor zu viel „wir (Google, Facebook etc.) wissen – viel besser als Du – was für Dich Nutzer gut ist“. Die Anbieter überschreiten damit die Grenze eines unterstützenden Instruments hin zum bevormundenden. Im Extrem also bringt dieser Algorithmus nicht größeren Nutzen für den Nutzer, sondern Gleichschaltung, Mittelmaß und altbacken Bekanntes.
Eine der letzten Innovationen wäre vermutlich, dass ein „verbesserter“ Algorithmus die Wünsche des Nutzers schon vor Emergieren „erkennt“ und entsprechende Vorschläge unterbreitet. Das aber bedeutet das Ende von Individualität und Selbstbestimmtheit.
Auf Deutsch soll das Buch unter dem Titel „Die Blase des Vorsortierten“ bei Hanser im kommenden Jahr erscheinen. Einstweilen hier für Kaufinteressierte der Hinweis auf den Originaltitel: