Methodenvorstellung: Die Dialogische Introspektion in der Qualitativen Marktforschung

Kategorie: Markt- und Mediaforschung 21:55 9. Januar 2012

Diese Methode biete ich aktiv gemeinsam mit meinen Kollegen vom qualitativem Forschungslabor in Hamburg an. Ein spannender wertvoller Blickwinkel ins Erleben des Konsumenten.

Sie hätten gerne Anschauungsmaterial? Unser Eigenprojekt haben wir durchgeführt zum Thema Modeeinkauf von Frauen, was ein Kleidungsstück zum Lieblingsteil werden lässt, welche Rolle Zeitschriften bei der „Modebildung“ spielen und sind daneben auf die Unterschiede zwischen Katalog- und Vor-Ort- Shoppen eingegangen.

Sie wollen mehr darüber erfahren? Melden Sie sich – bei mir direkt oder beim QFL – Qualitativem Forschungslabor.

Was ist Dialogische Introspektion?

Die Dialogische Introspektion ist eine Forschungsmethode zur Untersuchung bewusster innerer Vorgänge des Erlebens wie Denken, Erinnern, Fühlen, Vorstellen durch Selbstbeobachtung.

Die Methode wird in Gruppen durchgeführt, wobei die Gruppensituation dazu genutzt wird, um die oftmals unvollständige und chaotische Alltagsintrospektion systematisch zu erschließen und damit in ihrer Qualität zu verbessern.

Wer hat die Dialogische Introspektion entwickelt?

Sie wurde in den letzten Jahren an der Hamburger Universität im Rahmen der Hamburger Forschungswerkstatt  entwickelt (vgl. Burkart, Kleining, Witt: Dialogische Introspektion, VS Verlag, 2010).

Die Methode wurde an einer Vielzahl von unterschiedlichen Themenbereichen (Rezeption von Medien, von Architektur, Gefühls- und Erwägensprozesse, Erleben im Alltag) mit großem Erfolg erprobt.

Wie wird die Dialogische Introspektion durchgeführt?

  • Vorlage / Vorgabe eines Stimulus / einer Situation.
  • Jeder Teilnehmer beobachtet sich selbst und „hört in sich hinein“, soll sich treiben lassen.
  • Diese Selbstbeobachtungen zeichnet der Teilnehmer schriftlich für sich auf.
  • Jeder Teilnehmer stellt in einer ersten Runde seine Introspektion den anderen Teilnehmern mündlich vor, ohne dass er verbal oder non-verbal unterbrochen oder kommentiert wird.
  • Jeder Teilnehmer hat in einer zweiten Runde die Möglichkeit, seine Introspektion zu ergänzen und zu vertiefen, wenn ihm in der ersten Runde  durch das Gehörte  Ergänzungen eingefallen sind.

Die Analyse erfolgt durch Suche nach Gemeinsamkeiten in den Daten nach den Regeln der qualitativ-heuristischen Sozialforschung.

Was sind die Vorteile dieser Methode?

  • Sehr persönliche, vielschichtige und komplexe Beschreibung dessen, was der Stimulus auslöst.
  • Emotionale, unzensierte Beschreibung des Stimulus in seiner individuellen Wirkung und Bedeutung.
  • Geringe gruppendynamische Einflüsse, der Moderator ist hauptsächlich Instruktor.
  • Keine Begrenztheit in der Durchführung – Introspektion kann zuhause, im Studio oder zwischendurch gemacht werden.
  • Für viele Fragestellungen und Stimulusformen geeignet.
  • Anschlussfähig an andere qualitative und quantitative Methoden – GDs, Einzelinterviews, Selbstausfüller, Tagebücher, „Hausbesuche“, Home-Use Tests.
  • Soziodemografische, internationale und interkulturelle Vergleiche möglich.
  • Die Auswertung des Datenmaterials fokussiert  auf die Gemeinsamkeiten der einzelnen Introspektionen. Damit können individual-situative und überindividuell verallgemeinerbare Einsichten gewonnen werden.

Wie lässt sich die Dialogische Introspektion in der Marktforschung einsetzen?

Das subjektive Erleben des Konsumenten ist bedeutsam für seine Haltung zu Produkten. Es bildet die Basis für seine Konsumentscheidungen und spiegelt seine Erfahrungen bei der Produktverwendung und -nutzung. Während andere Methoden nur einen fragmentarischen introspektiven Anteil haben, ermöglicht es die Introspektion am besten, dieses Erleben zu erfassen, z.B.

  • Erlebnisqualitäten von Produkten,
  • Erleben bei Konsumentscheidungen,
  • Erleben des Kaufkontextes,
  • Erleben von Konsumsituationen.

Welche Untersuchungstypen sind möglich?

Experimenteller Ansatz
Konsumenten werden mit Produkten, Produktaspekten, Kommunikation konfrontiert.

Retrospektiver Ansatz
Konsumenten werden gebeten, sich an ihr Erleben von Produkten, Konsumsituationen, Kaufentscheidungssituationen zu erinnern.

Ökologischer / ethnografischer Ansatz
Konsumenten registrieren ihr Erleben in ihrem Alltag in der relevanten Konsumsituation und kommen später in der Gruppe zusammen, um ihr Erleben mitzuteilen.

Falls Sie diese Methode interessiert, erhalten Sie weitere Informationen:

QFL – Qualitatives Forschungslabor

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