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Archiv der Kategorie: Markt- und Mediaforschung
Deutsche nutzen seltener verschiedene Plattformen fürs Fernsehen als europäische Nachbarn
In einer Studie der European Interactive Advertising Association (eiaa) mit der Grundgesamtheit „16 Jahre und älter“ in 15 europäischen Ländern zeigt sich, dass in Deutschland vergleichsweise wenig Personen innerhalb einer Woche über alle der drei verschiedenen Plattformen TV Gerät, PC und Smartphone fernsehen.
Fernsehen verbreitet sich erstaunlich schnell auf dem Smartphone: schon fast jeder 7. Europäer ab 16 Jahre sieht auf dieser Plattform fern (14%). Am TV Gerät sind es fast alle: 94%. Auf dem PC sieht jeder zweite (51%) zu.
Mehrfachbildschirmnutzer (Multi-Screener) ist im europäischen Durchschnitt jeder Zehnte (10%). Warum aber gehört Deutschland mit 6% neben Portugal (5%) und Spanien (6%) zu den europäischen Schlusslichtern? Am stärksten verbreitet ist der Mehrfachbildschirmgebrauch in Großbritannien (19%), Schweden (19%) und der Schweiz (17%).
In der Studie gibt es keine Analyse zu diesem Fakt. Meiner Meinung nach liegt es aber an den hohen Kosten, die für Smartphones und Verträge / Flatrates in Deutschland anfallen. Zumindest für die, die medial Sichtbarkeit erzeugen (iPhone & Premiummodelle anderer Hersteller).
Jedenfalls wird in etwa zwei Jahren noch ein vierter Bildschirm dazukommen: das Pad/Tab. Die Nutzung dürfte sehr wahrscheinlich auf Kosten der PC Nutzung gehen.
Hier die Quellen meines Beitrags: die ausführliche Pressemitteilung und der Report der eiaa.
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Buchtipp: Henry Mintzberg „Managen“
Henry Mintzbergs „The structuring of organizations“ (deutsch: Die Mintzberg- Struktur. Organisationen effektiver gestalten) war im Studium mein erstes ganzes Fachbuch auf Englisch. Und schon da fand ich: der Mann schreibt klar, einfach und unterhaltsam und gerade deshalb fachkompetent. Mein Bücherstapel ist hoch, aber ich überlege schwer, ob ich mir das noch oben drauf lege.
Mintzberg hat für sein Buch „Managen“ 29 Manager je einen Tag begleitet. Und zeigt im Buch auf, was „managen“ bedeutet. Spannend. Nicht nur für Soziologen.
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Gedruckte Bücher werden in der digitalen Welt überleben
Countdown Blogging: Jetzt ist es da! Klare Kaufempfehlung!
Countdown Blogging: Zeit nervös zu werden. In 4 Wochen gibt’s das Kleinod.
Countdown Blogging: Jetzt sind es nur noch 8!
Countdown Blogging: jetzt nur noch 12 Wochen warten…
Ich wünschte es wäre schon der 7. Februar 2011 (noch 16 Wochen warten). Denn da kommt ein kleines aber sehr sehr sehr wunderbares Buch auf Deutsch heraus. Es heißt „Das ist ein Buch!“, ist von Lane Smith und handelt von einem, der – in einer digitalen Welt aufgewachsen – Bücher nicht kennt.
Einfach (deshalb genial) wird dargestellt, was ein Buch ausmacht, indem es zeigt, was es alles nicht kann, außer: in seinen Bann ziehen – und das ganz ohne Aufladen. Darum wird das unelektronische Buch seinen Platz in der Welt behalten.
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Jonathan Franzen: man hat verlernt, Lärm von Substanz zu unterscheiden
Jonathan Franzen in der Süddeutschen Zeitung (11.9. S.14, noch nicht online): „Wir [FH: die USA] waren einmal erwachsen, jetzt sind wir kreischende Teenager. […] Die Leute stehen derart im Bann ihrer elektronischen Unterhaltung, sind so abgelenkt von digitaler Kommunikation, dass sie jede Fähigkeit verloren haben, Lärm von Substanz zu trennen.“
Nur die USA? Ich meine: das gilt für Deutschland gleichermaßen. Und das hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung medialer Inhalte. Schnelle Emotion zählt (immer) mehr, langsames Durchdenken weniger. Das werden die Medienproduzenten, die auf Erfolg achten, bei ihren Angeboten berücksichtigen.
Siehe auch mein Blogbeitrag „Konjunktivierung des Lebens durch always on.“
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Konjunktivierung des Lebens durch „always on“?
Im heute aktuellen SZ Magazin und auch online ist ein interessanter Artikel.
Die Beobachtung:
Eine Person, die auch nach drei Tagen nach Ausbruch des isländischen Vulkans noch keine Ahnung von der Aschewolke hatte – obwohl er alle Tage den ganzen Tag im Internet war.
Die Vermutung:
„Vermutlich sieht die Logik eines 18-Jährigen heute so aus: Muss ich was wissen von einem Vulkanausbruch? Hat er was mit meinem Leben zu tun? Nö? Schreibt auf Facebook jemand, dass es was mit seinem Leben zu tun hat? Nö. Also: Sollte ein solcher Vulkanausbruch aus irgendwelchen Gründen wichtig sein für mein Leben, wird mich diese Nachricht schon erreichen. Ich bin schließlich fast immer online.“ (Quelle: SZ Magazin)
Unterstellt die Vermutung ist richtig:
Würde das heißen, dass „always on“ gerade keine Aktivität unterstützt, die nicht unmittelbar persönlich von Interesse wäre. Da man aber always on ist, beschäftigt man sich mit – natürlich – Twitter, Facebook, Xing und Co. Also mit one-to-one Kommunikation, die abschließend gegenüber „Nachrichten“ wirkt. Konzentration auf das „hier und jetzt“. Egozentrische Kreisbewegungen, die lediglich das unmittelbar nächste (virtuelle Freundes-) Ego ins eigene Aufmerksamkeitsfeld lässt.
Von allen Perspektiven, Informationen, Nachrichten, kurz: der Welt einen Klick entfernt zu sein heißt damit: Lichtjahre davon entfernt sein. Gerade das Wissen, „die Welt“ ganz schnell mit einem Klick zu „haben“, erstickt den aktiven Umgang, die aktive Auseinandersetzung mit der Welt.
Leben im Konjunktiv: das Medium Online nutzen heißt: man schaltet sich an – ist online und wartet ab, ob was passiert.
Diese Art Nutzung des Onlinemediums führt entweder zur Oberflächlichkeit oder zur Langsamkeit, wenn ein Thema die Aufmerksamkeitsschwelle durchbricht und im Internet recherchiert wird, man könnte auch sagen „erlinkt“ wird. Eine Anstrengung, die man gerne unterlässt? Damit würde man die Abschottung gegen die Außenwelt ein weiteres Stück verstärken.
Vermutlich sieht die Logik eines 18-Jährigen heute so aus: Muss ich was wissen von einem Vulkanausbruch? Hat er was mit meinem Leben zu tun? Nö? Schreibt auf Facebook jemand, dass es was mit seinem Leben zu tun hat? Nö. Also: Sollte ein solcher Vulkanausbruch aus irgendwelchen Gründen wichtig sein für mein Leben, wird mich diese Nachricht schon erreichen. Ich bin schließlich fast immer online.
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AWA Präsentation 2010: Scheuklappe Internet
Dr. Steffen de Sombre präsentierte Generationenspezifische Informations- und Kommunikationskulturen. Insgesamt verengt sich das Interessensspektrum der unter 30 Jährigen und nähert sich dem Bevölkerungsdurchschnitt an (pdf S.4). Der Fakt der Interessensverengung tritt in anderen Altersgruppen nicht zu Tage. Speziell bei denjenigen unter 30 Jährigen, die Onlinemedien ohne Printmedien nutzen, wird das Internet zur Scheuklappe (pdf S.6).
Spannend dabei ist auch, dass Printnutzung die offensichtlich stärker beeinflussende Variable im Vergleich zu Schulbildung und gesellschaftlich-wirtschaftlichem Status ist (pdf. S.7).
Zudem ist die Bildorientierung („finde Texte ohne Bilder langweilig“) bei den unter 30 Jährigen besonders stark ausgeprägt (pdf S.10). Besonders stark ist die Verstärkung dieser Ausprägung bei jungen Zielgruppen mit einfacher Schulbildung zu erkennen (pdf S.11).
Einen dazu passenden interessanten Aspekt zeigte Gerhard Faehling von COMsulting: die spezielle AWA Zielgruppe der Innovatoren differenziert nach der gemeinsamen Nutzung von Print und Online gegenüber der jeweils lediglich ausschließlichen Nutzung eines der beiden Medien deutlich aus: Der Anteil von Innovatoren in der in beiden Medien aktiven Gruppe ist mit 35% mehr als doppelt so groß als in den beiden Ausschließlichkeitsvarianten (nur Online: 11%, nur Print 14% – pdf S.11 unten).
Geht das bloße Wort in der jungen immer stärker das Onlinemedium nutzende Generation unter? Hier besteht für mich eine denkwürdige Diskrepanz im Lesen und Schreiben. Denn geht die Lesenutzung von Wörtern ohne Bilder auch zurück, verstärkt sich gerade diese Wort-ohne-Bild-Kommunikation in aktiver Verwendung. Man denke an die mobilen und onlinebasierten und damit jungen Kommunikationsarten SMS, E-Mails, Chats, Instant Messaging und die Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook oder meinVZ. Gerade in den jungen Zielgruppen unter 30 Jahren fällt die Zustimmung zu „Gut, dass man sich bei der Kommunikation im Internet nicht sehen kann“ mit etwa einem Viertel deutlich höher aus als in anderen Altersgruppen (pdf Dr. de Sombre S.17).
Ein weiterer hochinteressanter Aspekt zeigt auf, dass sich die Kommunikation in den jungen Zielgruppen aufspaltet. Denn wie ältere Zielgruppen auch halten auch junge Menschen den Kommunikationskanal Internet für deutlich weniger geeignet als persönliche Gespräche, wenn es um wichtige Dinge oder menschliches Näherkommen geht (pdf Dr. de Sombre S.20). „Ernste“ Kommunkation wird also nach wie vor lieber im direkten Kontakt betrieben. Lockeres eher unverbindliches in-Verbindung-bleiben („stay connected“) dagegen wird im Internet und auf mobilen Geräten betrieben.
Diese Trennung von ernster und unverbindlicher wird durch die neu entstandenen Kommunikationskanäle sehr deutlich und explizit. Interessant wäre ein Forschungsprojekt zur Frage, inwieweit sich diese Verdeutlichung, wie ernst eine Kommunikation ist, im Verhalten der Jugendlichen niederschlägt.
Das auch das von mir als unverbindliche Kommunikation beschriebene In-Verbindung-bleiben sozialen Druck erzeugt, zeigt sich in den Antworten auf die Frage der Akzeptanz der Handynutzung während eines Gesprächs: In den Altersgruppen bis 30 Jahren wird dieses Verhalten weit umfangreicher – knapp von jedem zweiten – akzeptiert als in anderen Altersgruppen (pdf Dr. de Sombre S.25f).
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AWA Präsentation 2010: zur Habitualisierung von Mediennutzung
Dr. Johannes Schneller zeigte in seinem Vortrag auf, dass Multioptionalität die Mediennutzung verändere. Eine dargestellte Folge wäre die mehr spontane und weniger habitualisierte Mediennutzung (pdf S.2). Ich möchte eine These entgegenstellen: eine Habitualisierung der Online- und mobilen Medien prägt sich erst aus. Durch die anhaltend dynamische Entwicklung sind die Mediennutzungspostionen der einzelnen Medien im Fluss. Spannend wäre, ein Vergleich zu ziehen zur Entwicklung und Habitualisierung des Fernsehens in den 1950er und 1960er Jahren in der Positionsverdrängung des Kinos und Radios. Ich sehe meine These unterstützt durch die von Dr. Schneller dargestellten Ergebnisse, in welchem Medium man sich tagesaktuell informiert (pdf S.4 und S.6). Denn hier zeigt sich die Dynamik des Internets. Mit der Ausprägung der mobilen Nutzung des Internets und spezieller mobiler Dienste auf Smartphones, sogenannter Apps, wird meiner Annahme diese Dynamik anhalten. Schnelle Veränderung aber steht einer Habitualisierung, einer ausgeprägten dauerhaften Gewohnheit, entgegen.
Ein weiterer spannender Punkt zeigt sich in der generellen Veränderung im Umgang mit den Medien. Ein Aspekt (pdf S.3) ist nach Dr. Schneller die wachsende Ungeduld bei der Mediennutzung. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Schluss, den ein professioneller Journalist aus Produktionssicht zieht. In einem Gespräch in der Buchhandlung Lehmkuhl führte Thomas Steinfeld am 18. Mai 2010 aus, dass nunmehr das Ende der Geschwindigkeitszunahme der Informationsbereitstellung erreicht sei. Das zur Verfügung stellen (d.h. Schreiben und Veröffentlichen) einer Information könne in Zeiten von Twitter länger als die Recherche dauern. Ein Ereignis kann Sekunden nach dem Auftreten verbreitet werden. Für ihn zeige sich darin eine psychologische Erleichterung in der professionellen Arbeit – es geht nicht mehr schneller – die sich in einer Rückbesinnung auf die Inhalte auspräge. Ich kann diesen Gedanken nachvollziehen und bin gespannt, ob dieser psychologische Effekt auch bei den Mediennutzern auftreten wird.
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Votings und deren Nähe zur Marktforschung
Haben Sie bestimmt auch schon erhalten: einen Aufruf, bei einem Voting abstimmen. Das gibt es für Webseiten, bei PR-Wettbewerben oder wie bei mir heute für die „zweitbeliebteste deutsche Sportart“. Und was wird daraus: mindestens eine PR Meldung. Die ungefähr so beginnt: „Bei einer Abstimmung…“.Meine „Stimm doch mal ab eMail“ kam in diesem Fall aus den Reihen der Basketballer, die hinter den Handballern lagen. Bei meiner Abstimmung lagen sie schon davor.
Was also ist häufig das Ergebnis solcher Votings: sehr ähnlich den Wahlen und Parteien: es siegt der-die-das-jenige, welche/r/s seine Unterstützer am besten zum Abstimmen zu motivieren vermag.
Schön für diejenige Webseite, die sich mit einem Siegeremblem „beliebteste Webseite“ schmücken kann.
Schön für denjenigen, der im Burger-King Basketball best move contest gewinnt.
Schön für Basketball, das mit deutlich weniger Aktiven und von der Nähe zur Weltspitze schwächer einzustufenden Sportart gegenüber Handball dennoch zweitbeliebteste Sportart werden könnte (NB: Ich habe lange Handball gespielt, spiele Basketball und mag beides gerne sehen und übrigens auch gerne mal Badminton!)
Dient das der Sportschau als Unterlage für eine Entscheidung, eine Sportart mehr in den Fokus zu rücken? Kann ich mir durchaus vorstellen. Das man dieses Datum des Votings nimmt, die anderen von mir erwähnten nicht recherchiert? Kann ich mir durchaus vorstellen (nur im Abstrakten: ich unterstelle der Sportschau positiv, dass sie gut und gewissenhaft recherchiert und mehr als ein solches Voting zur einer Entscheidung heranzieht).
Votings werden bei Entscheidungen herangezogen?! Ich bin überzeugt: sehr wohl. Mit Markforschung hat so wenig zu tun wie Pulpo Pauls Fußballwahrsage (allerdings: der Krake ließe sich statistisch als „Wahl aus zwei Variablen mit Zurücklegen“ definieren. Also eine einfache Wahrscheinlichkeitsrechnung, bei der auf lange Sicht p=0,5 herauskommt – ob der Krake Paul wohl so lange lebt und abstimmt? – Ach nein: heut steht in der Zeitung: er geht in den Ruhestand). Würde von den Initiatoren der Votings auch bestimmt niemand behaupten. Und doch, meine ich, besteht aus Marktforschungssicht Handlungsbedarf: denn Ergebnisse von Votings und Marktforschung können sich sehr ähneln. Was anders als eine Abstimmung (altertümlich deutsch für Voting) ist die mindestens vierzehntäglich wiederkehrende Wahlforschung?
Marktforscher müssen sich klar darüber sein, dass der Unterschied für den Adressaten verschwimmt, falls nicht klar gemacht wird, wie gut und sorgfältig die professionelle Auswahl von Befragten vorgenommen wurde. Das Interesse der Voting-Aktivisten ist eine schön vermarktbare Zahl. Das Zustandekommen ist schnurz. Diese Zahlen, versuchen die öffentliche Wahrnehmung zu fluten – sie sind schnell, einfach und nahezu kostenfrei zu generieren. Und werden das „irgendwas wird schon dran sein“ Gefühl der Rezipienten stärken. Marktforscher sollten den Unterschied herausarbeiten: schließlich wollen wir Geld für unsere Forschung. Schließlich gehören die Fragen „Wer ist die richtige Zielgruppe?“ und „Wen befrage ich?“ zu den wichtigsten unseres Metiers.
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GOR 2010 Splitter: Situative Nutzung von Medienkanälen beachten
Bei einem Gespräch auf der GOR im Mai 2010 hatte ich – wieder einmal – eine Unterhaltung, wie Unternehmensentscheider mit neuen Medien umgehen. Entweder sie ignorieren diese noch neue Medienkanäle wie Social Media oder verstehen mobiles Internet nicht als neuen Kanal. Im Falle der „Entdeckung“ soll „dann eben mal schnell alles auch“ im neuen Kanal dargestellt werden. Nicht dass ich dafür eintrete, das jedes Angebot jeden Kanal bedienen muss. Aber die Entscheidung, ob man einen Medienkanal bedient oder nicht, sollte sachlich getroffen und nicht mit einem emotionalen „den Mist, den meine Tochter nutzt, brauch ich doch für mein Unternehmen nicht“ abgetan werden. Ebenso sollte das Bewusstsein vorhanden sein, das neue Medienkanäle neue Nutzungssituationen hervorbringen.
Im Beispiel: Alles was im Internet am PC geht soll doch bitte schön auch auf dem Smartphone gehen. Darunter auch: Videos mit einer Länge von 10 Minuten. Das Angebot ist ein Hobby-Spaß-Interesse Angebot, dem man am PC gerne mal eine längere Surfsession einräumt. Der Auftrag ans Marketing des Entscheiders ist also: wir wollen jetzt auch auf der mobilen Internetplattform vertreten sein. Spiegele bitte den „PC-Internet“ Auftritt.
Ist der Genuss des Videos mit tollem Sound tatsächlich derselbe am Heim-PC und am Smartphone? Die deutsche Telekom präsentiert in Ihrem WM Spot ein Beispiel dazu. Johannes hat den „Auftrag“, die WM mit dem Smartphone zu Menschen zu bringen, die sie sonst verpassen würden. Schön gesagt, denn es scheint vollkommen klar, der Johannes macht das nur gegen Geld! Ansonsten würde er sich vor seinen brandneuen 108 cm bildschirmdiagonalen 3D LED Fernseher setzen und die Vuvzeelas aus den Boxen tröten hören wollen. Oder zum Public Viewing mit Freunden gehen. Das Gucken auf dem Mobiltelefon ist diesen Erlebnissen nicht gleichwertig – aber immerhin – ich sehe was. Nun ja, man kann sich sicher darüber streiten, ob ein Fensterputzer am 20. Stock wirklich auf einen Bildschirm schauen sollte? Die Radioübertragung wäre die angemessene und bei Leibe nicht unemotionale passende Rezeptionsvariante – könnte er dabei doch tatsächlich auch noch Fenster putzen…
Es scheint mir bei Unternehmensentscheider zuweilen folgende Kurzschlusslogik vorzuliegen: als Nutzer ist es wunderbar, Angebote über diverse Medienkanäle nutzen zu können. Der Nutzer nutzt das Angebot mit einer kleinen Unterbrechung auf den unterschiedlichen Kanälen stets aus derselben Intention heraus.
Jedoch ersetzt ein neues Medium äußerst selten die bestehenden. Folglich deckt ein neues Medium – mindestens zum Teil – andere Nutzungssituationen ab. Wenn aber die Nutzungssituation anders ist, wird das inhaltliche Interesse ebenfalls ein anderes sein. Die Steuerung und Intention ist damit nicht immer dieselbe, sondern situativ angepasst.
Nehmen wir als Beispiel die Webseite der Bahn. Zuhause am PC informiert man sich über Reisemöglichkeiten, bucht womöglich eine Zugverbindung. Während dessen interessiert man sich unterwegs am Smartphone ob etwa Zugverspätungen vorliegen. Sicher würden sich bei einer Analyse deutliche Unterschiede zwischen den Nutzungsintensionen „zuhause“ und „unterwegs“ ergeben. Der mobile Auftritt sollte also als neuer Medienkanal verstanden werden. Entsprechend sollte diesem eine eigene auf die mobile Nutzungssituation angepasste Struktur geschneidert werden.
Vorab lohnt es sich – ich empfehle qualitativen Methoden, es geht um das Verständnis – zu untersuchen, in welchen Nutzungssituationen die Zielgruppe das Angebot auf welchen Medienkanälen nutzt. Nur dann kann ein integriertes und für den Nutzer einfach zu nutzendes Angebot kanalgerecht präsentiert werden. Für den Nutzer nicht sinnvolle Spiegelungen irritieren und führen zur Minderung der Nutzerfreundlichkeit des Medienkanals. Eine für Heim-PC-Internet optimierte Webseite wird bei der mobilen Nutzung mit Sicherheit an Nutzerfreundlichkeit einbüßen und so dem Nutzeranspruch nicht in gleichem Maße gerecht werden können.